Die Chinesen sprachen zunächst
von religiöser Freiheit und Modernisierung, und beglückwünschten die
Tibeter zu ihrer "Rückkehr ins Mutterland". Der versprochene Bruch mit
der feudalen Vergangenheit hatte jedoch im wesentlichen Beschlagnahmungen
Kollektivierungen und Hungersnöte zur Folge, da die Besatzungstruppen
ernährt werden mußten. 1956 kam es zu Aufständen und Guerillaaktivitäten
der Tibeter gegen das chinesische Regime. Die Unruhen waren vermutlich
Reaktionen auf Bestrebungen, Volkskommunen nach chinesischem Vorbild
zu errichten, in denen die Bevölkerung mit quasimilitärischer Disziplin
arbeiten sollte, um die Produktionsleistung zu steigern. Die Rebellion
erhielte immer mehr Breitenwirkung und erreichte 1959 mit einer Massendemonstration
ihren Höhepunkt. Der Dalai-Lama verlor die Kontrolle über den Aufstand,
fürchtete Vergeltungsmaßnahmen gegen die Bevölkerung und flüchtete nach
Indien. In Tibet setzten religiöse Verfolgungen ein, die mehrere Tausende
Tote forderten. Nach den Unruhen der Rebellion sah sich Tibet der Kulturrevolution
gegenüber. Nach der Flucht des Dalai-Lama wurde die tibetische Regierung
aufgelöst und Tibet zum Autonomen Gebiet erklärt, was jedoch die vollkommene
Kontrolle durch Peking bedeutete. Während Tausende verhungerten, wurde
der Zwangsanbau von Weizen verfügt und die Ernten wurden nach China
verfrachtet. Tausende von Klöstern und buddhistischen Denkmälern wurden
geplündert und zerstört, in vielen Fällen gar bombardiert und die Ausübung
der Religion sowie kulturelle Veranstaltungen verboten. Man schätzt,
dass seit 1950 bis zu einem Sechstel der Bevölkerung Tibets durch die
kommunistische Gewaltherrschaft ums Leben kam. Seit dem Ende der Kulturrevolution
in den späten siebziger Jahren hat China seine Politik gegenber Tibet
zunächst etwas gelockert. Seit Oktober 1987 flackerten aber immer wieder
Unruhen auf, die in Lhasa von chinesischen Truppen, zuletzt Anfang 1989,
blutig niedergeschlagen wurden. Die Führung Chinas reagierte darauf
mit einer Reihe von Maßnahmen, wie gewaltsamer Unterdrückung abweichender
Haltungen, rigoroser Überwachung, strengster Kontrolle religiöser Aktivitäten
sowie systematischer Ansiedlung von Han-Chinesen. Im April 1996 wurde
verfügt, dass in den buddhistischen Versammlungstätten keine Bilder
des Dalai Lama gezeigt werden dürfen.